Müllmeer – mehr Müll

Diese Mengen sind unvorstellbar groß. 6,4 Millionen Tonnen Plastikabfälle gelangen jedes Jahr nach Angaben des UN-Umweltprogramms (UNEP) ins Meer: Plastiktüten, Becher, Getränkeflaschen, Kanister und Verschlüsse; zerrissene Fischernetze, Seile, aber auch Turnschuhe und Badelatschen schwimmen dort. Andere Schätzung gehen sogar von 8 Millionen Tonnen aus, die jährlich zusätzlich die Weltmeere verschmutzen.

Runtergerechnet bedeutet dies: Jede Minute wird unkontrolliert die Ladung eines Müllautos an Plastikmüll ins Meer gekippt. Wenn nichts dagegen unternommen wird, werden es im Jahr 2050 vier Müllautos pro Minute sein. Forscher haben errechnet, dass dann mengenmäßig mehr Müll als Fisch im Meer schwimmt.

Wirbel um die Wirbel

Wind, Wellen und die Meeresströmungen spülen den Müll der Zivilisation bis in die entlegensten Regionen: Plastik findet sich auf menschenleeren Inseln ebenso angeschwemmt wie in der Arktis und der Antarktis. In den Ozeanen drehen sich fünf riesige Wirbel aus Plastikmüll mit Ausmaßen von einigen Hundert Quadratkilometern.

Diese menschenverursachten Müllwirbel werden seit zwei, drei Jahrzehnten beobachtet und zunehmend als Problem erkannt. Die UNEP sieht es als eine globale gesellschaftliche Aufgabe an, dagegen ernsthaft vorzugehen.

Die Recyclat-Initiative von Werner & Mertz hat seit 2012 begonnen, eine Lösung voranzubringen: Echtes Recycling von PET und anderen Kunststoffen aus dem Gelben Sack, um Rohstoffe zu schonen, die Müllmengen zu vermindern und damit auch die Meere von Verpackungsmüll zu entlasten.

Recycling ist ein wichtiger Lösungsschritt

Dass die Menschheit ohne Kunststoffe leben kann, daran glaubt heute niemand mehr ernsthaft. Daher ist es wichtig, neue Nutzungsstrategien zu entwickeln und das „Leben der Kunststoffe“ zu verlängern, und zwar durch Recycling . Nur durch eine werkstoffliche Wiederverwertung gelingt es, die Rohstoffe, die im Kunststoff enthalten sind, dauerhaft in einer Kreislaufwirtschaft zu nutzen, anstelle von einmaliger Nutzung nach dem Motto „ex und hopp“.

Recycling und das Handeln in Kreisläufen tragen nach unserer Überzeugung zur Entlastung der Meere und der Umwelt wesentlich wirkungsvoller bei, als die alte „Einbahnstraßen-Nutzung“ durch neue Kunststoffe fortzusetzen: Daher erteilt die Recyclat-Initiative von Werner & Mertz dem vermeintlich sinnvollen Weg mit Bioplastik eine klare Absage.

Der kleinste Teil schwimmt oben

Ähnlich einem Eisberg ist beim Müll im Meer nur ein kleiner Teil zu sehen: Rund 15 % schwimmen auf dem Wasser, etwa 15 % verdrecken Strände und Küsten und rund 70 % schwimmen unter Wasser oder bedecken den Meeresboden, Riffe und Tiefseegräben.

Laut deutschem Umweltbundesamt (UBA) befanden sich 2013 100 bis 150 Millionen Tonnen Abfälle in den Weltmeeren, 60 % davon aus Plastik. Etwa 20.000 Tonnen Abfall gelangen jährlich in die Nordsee

Langlebigkeit von Kunststoff – problematisch für die Umwelt

Zugegeben, wie viele Jahrhunderte Kunststoffe halten, bis sie ganz verrottet und in ihre Bestandteile zerfallen sind, kann niemand genau sagen. Denn Kunststoffe im heutigen Sinne gibt es erst seit gut 150 Jahren. Für den Plastikmüll im Meer gibt es aber Vorausberechnungen. Sie gehen davon aus, dass Plastik dort bis zu 450 Jahre treibt oder sich am Meeresboden sammelt. Bei Fischernetzen aus Nylon erwartet man sogar 600 Jahre bis zum vollständigen Abbau.

Und selbst wenn es viel schneller gehen sollte, mit den Kunststoffen gelangen chemische Substanzen ins Meer, die dort ursprünglich nicht zu finden waren.

Im Laufe der Zeit lässt die UV-Strahlung des Sonnenlichts größere Plastikteile spröde werden, der Wellenschlag zermahlt sie. Bis zur Größe eines Sand- oder Staubkorns zerfällt das Plastik, das dann Mikroplastik genannt wird.

Ob groß oder winzig klein der Müll im Meer bereitet größte Probleme für die Lebewesen im Meer und die Lebensräume.

Tödliche Falle für Vögel und andere Tiere

Die Robbe, deren Schnauze in einer Dose klemmt, der Albatros, dessen Schnabel im Plastikring steckt, Sturmvögel, die sich in alten Angelschnüren verfangen haben – häufig wird schwimmender Plastikmüll zu einer tödlichen Falle: In losgerissenen Fischernetzen, die man auch als Geisternetze bezeichnet, verfangen sich Fische, Vögel, Schildkröten und Meeressäugetiere wie Delfine und Robben.

Plastikringe von Sixpack-Getränkedosen, Plastikverpackungen, Kanister – dies alles gehört nicht ins Meer. Weltweit sind für rund 800 Arten negative Auswirkungen durch Müll im Meer bekannt. Darunter viele Arten, die gefährdet sind oder sogar vom Aussterben bedroht auf der Roten Liste stehen.

Meerestiere verhungern am Müll

Bei fast 700 Tierarten wurden bereits Plastikteile in den Verdauungsorganen gefunden. Vom ganz kleinen Zooplankton bis hin zu den größten Walen verwechseln die Tiere Plastikteile mit Futter. Ein meist tödlicher Irrtum: Denn die scharfen Teile können zu innere Verletzungen führen. Plastik wird nicht verdaut oder wieder ausgeschieden, kann sich in den Organen ansammeln und kann dazu führen, dass die Tiere – mit (plastik)gefülltem Magen – verhungern. Zooplankton dient Fischen oft als Nahrung. Hat dieses Plankton selbst schon Mikroplastik aufgenommen, dann fressen die Fische immer mehr davon. Gehören diese Fische zum Speiseplan des Menschen, dann kann es sein, dass mit dem Fisch Plastik auf unserem Teller landet – nicht appetitlich und sicher nicht gesund.